Ja, solange muss man im Schnitt auf einen Handwerker warten. In Tirol ist der Mangel an Fachkräften enorm. Und es wird nicht besser – Tirol steuert auf einen dramatischen Fachkräftemangel zu. Der Fachkräftemonitor von 2019 zeigt uns, dass 2030 386.000 Fachkräfte gebraucht werden – aber nur 345.000 werden in den Hochrechnungen im „Angebot“ erwartet.
Was ist der Fachkräftemonitor?
Der Fachkräftemonitor ist ein aktueller Rück-, Ein- und Ausblick auf die Fachkräftesituation in Tirol. Der Fachkräfteminitor wird jährlich vom Land Tirol gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) Tirol erstellt. Er ist ein Instrument zur Erhebung des Fachkräftebedarfs- und potenzials. Der Fachkräftemonitor von 2019 zeigt, dass sich die Arbeitskräftesituation in allen Wirtschaftszweigen, also gesamtwirtschaftlich, bis zum Jahr 2030 verschärfen wird. „Das Anwerben und Qualifizieren von Fachkräften benötigt Zeit und bedeutet eine hohe Investition“, so Arbeits- und Bildungslandesrätin Beate Palfrader. Schon heute fehlen 11 000 Arbeiter in Tiroler Fachbetrieben und es wird händeringend nach Nachwuchs gesucht. Sämtliche Gewerbe und Branchen, in denen technische Arbeitskräfte mit einschlägigen Fachausbildungen benötigt werden, haben Probleme. Unternehmen im Bezirk Innsbruck-Land macht der Fachkräftemangel besonders zu schaffen: „60 % der Betriebe im Bezirk spüren bereits Umsatzeinbußen durch fehlende Fachkräfte, 50 % sehen sich in ihrer Entwicklung und Innovation eingeschränkt“, berichtete Weber. Bei den Zimmerern gebe es im Bezirk derzeit z. B. 19 freie Stellen und nur einen einzigen Arbeitslosen.
Tirol setzt auf Lehrlingsoffensive
In den letzten Jahren hat das Land Tirol sein Lehrstellenangebot im Amt und bei den Tirol Kliniken verdoppelt. Das Land will aktiv als Ausbildungsstätte einem prognostizierten Rückgang der LehranfängerInnen und einem dadurch bedingten Fachkräftemangel entgegenwirken. Durch Konzepte, wie Lehre und Matura sollen Lehrlinge nicht nur im berufspraktischen, sondern auch im schulisch-akademischen Bildungssystem bis zu den höchsten Abschlüssen kommen können. Mit einer Matura und einer abgeschlossenen Fachausbildung bist du sozusagen der Facharbeiter der Zukunft.
Lehrlingskoordinator in Tirol seit Dezember 2019
Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer, meint, die Lehre wäre der beste Weg um mit der Problematik „Fachkräftemangel“umzugehen. Er fordert: „Wir müssen die Lehre in das Zentrum der Wirtschaft rücken.“
Laut Walser ist es hochproblematisch, dass sich Kinder bereits im Alter von nur 15 Jahren für einen Bildungsweg entscheiden müssen: „Die Lehre muss flexibler werden und Wege für die Zukunft junger Menschen offenlassen. Ein zweiter, praktischer Bildungsweg soll ins System integriert werden.“ Aus diesem Grund wurde David Narr im Dezember 2019 als Lehrlingskoordinator der Tiroler Wirtschaftskammer vorgestellt. Narr, der selbst eine Lehre abgeschlossen hat, ist sich bewusst, dass es auch heutzutage immer noch Ressentiments gegen die Lehre gibt.
Schule versus Lehre
Fakt ist, dass auch heutzutage die Lehre noch immer mit einem schlechten Image behaftet ist. Viele glauben, dass man die besten Berufsaussichten hat, wenn man eine Matura macht. Tatsächlich hat aber ein Maturant ohne Studium viel schlechtere Berufsaussichten als ein Lehrling. Ein Lehrling hat eine abgeschlossene Berufsausbildung und wenn er Lust hat, kann er die Matura machen und anschließend sogar studieren. Oft sind es auch die Eltern, die ihre Kinder drängen auf der Schule zu bleiben, weil sie glauben, dass es das Beste für ihr Kind sei. Viele Eltern glauben immer noch, dass die Lehre mit Matura „keine richtige Matura“ ist. Lehre und Matura Absolventen machen gleich viele Maturaprüfungen wie alle anderen Maturanten/innen und erhalten ihr Maturazeugnis von einer Schule, nämlich der HAK, der HBLA, der Villa Blanka oder der HTL. Lehre mit Matura ist eine vollwertige Matura, damit können die Absolvent/innen auf jede UNI oder Fachhochschule in Österreich, können jedes Fach studieren und haben zudem eine Berufsausbildung, können eine Meisterprüfung machen und selbständig werden. Also: viel zu gewinnen und nichts zu verlieren. Denn wenn die Lehre und Maturaausbildung nicht klappt, kann man die Lehre einfach weitermachen und die Matura zu einem späteren Zeitpunkt wieder starten.
Hier siehst du auf einen Blick, die Vor- und Nachteile von Schule, Lehre und Lehre mit Matura:
Quelle: WKO-Tirol und WIFI-Tirol